" /> MAGAZIN/ BEAUTY-BRANDS - Mit Leichtigkeit durch die Wechseljahre

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DIE WAHRHEIT HINTER BEAUTY-STARTUPS

Wie man Qualität von Marketing Gimmick unterscheidet

 

Wie man Qualität von Marketing Gimmick unterscheidet

DER TREND- START UPS

Wir werden dir einige Tipps geben, wie du zwischen echten Marken und fragwürdigen „fancy“ Brands unterscheiden und herausfinden kannst, welche Unternehmen tatsächlich in ihre Produkte und ihre Kundinnen investieren.

Denn wir alle verdienen es, unser Geld für hochwertige und wirksame Produkte auszugeben, die unserem Körper und unserer Gesundheit dienen, anstatt zu schaden. Als Frauen stehen wir jeden Tag vor einer Flut an Werbung, Informationen, toxischem Beauty-Marketing und einem riesigen Pool an Produkten und Angeboten, die alle den heiligen Gral versprechen. Gleichzeitig leiden wir unter mehreren Symptomen und vorzeitigem Altern und fühlen uns von unserem Gesundheitssystem nicht wirklich gut betreut. Ich weiss, dass Veränderungen nur zum Positiven führen können, wenn wir gut informiert sind, bewusst für uns einstehen können und in der Lage sind, die Spreu vom Weizen zu trennen. 

 

PERFEKTES MARKETING

In den letzten Jahren sind viele Beauty-Marken vor allem auf Instagram sehr präsent geworden. Viele von ihnen haben einen gemeinsames Erfolgfaktor: ein überzeugendes und harmonisches Marketing. Begleitet werden sie oft von Begriffen wie „vegan“, „natürlich“ und „schadstofffrei“ und es werden Wortspiele wie „organisch“ und „holistisch“ eingesetzt. Als Gesichter dieser Produkte präsentieren sich oft Frauen, die von sich selbst als „Founder“ sprechen und kommunizieren, ihre Produkte und Rezepturen selbst entwickelt zu haben. Der Instagram-Feed der Marken ist farblich perfekt auf die Trendfarben wie Salbei, Puder oder den Boho-Style abgestimmt und es wird der Eindruck erweckt, dass die Gründerin (oder manchmal auch mehrere Frauen) die Produkte selbst entwickelt haben und es sich um ein echtes Start-Up-Unternehmen handelt, in das persönlich viel Herzblut gesteckt wurde. Das Vertrauen zur Kundin wird durch scheinbare Einblicke in das perfekt inszenierte Privatleben der vermeintlichen Founderin gestärkt, indem Bilder von einem gesunden Lebensstil und Alltag geteilt werden. Die zur Nische passende Influencer-Szene unterstützt diesen Trend oft noch durch Werbepartnerschaften. Auf diese Weise haben viele Frauen das Gefühl, endlich ein nachhaltiges Kosmetikprodukt gefunden zu haben, das all ihren Qualitätsansprüchen genügt und dem sie vertrauen können.

WENN DIE LUFTBLASE PLATZT

Sobald wir das teure Produkt gekauft haben, haben wir das Gefühl, dass wir persönlich eine Beziehung zur Gründerin aufgebaut haben und identifizieren uns stark mit dem Markenimage. Wir denken, dass die Produkte von einer kleinen Manufaktur oder einer mutigen Gründerin mit Vorbildfunktion hergestellt wurden. Und die meisten von uns, wie auch ich selbst, unterstützen gern sympathische kleine Unternehmen und vermeintlichen Gründerinnen. Leider kommt das böse Erwachen erst nach dem Kauf, wenn die erhoffte Wirkung ausbleibt, wir mit dem Produkt unzufrieden sind oder anderes bemängeln. Dann erst beschäftigen sich Kundinnen mit den Inhaltsstoffen und stellen fest, dass das teure und schicke Produkt nicht im Verhältnis zu seinem Preis steht. Doch anstatt zu reklamieren, schlucken wir den Ärger hinunter (oft weil wir uns ärgern, dass wir uns haben täuschen lassen ) und die nächste gutgläubige Kundin steht bereits in den Startlöchern, um das nächste fancy Produkt zu kaufen.

Ich finde es grundsätzlich toll, wenn innovative Startups und mutige Frauen sichtbar werden und mit ihren Produkten aus der Masse herausstechen. Natürlich ist ein gutes Produkt, das in kleinen Manufakturen hergestellt wird und hochwertige Rohstoffe verwendet, seinen Preis wert und nicht mit Massenprodukten aus der Drogerie zu vergleichen. Allerdings ist es unschön, wenn bewusst ein falscher Eindruck erweckt wird und künstlich Vertrauen aufgebaut wird, um die Verbraucherin zu täuschen. Dies führt zu Enttäuschungen und einem Vertrauensverlust gegenüber der Marke und anderen ähnlichen Produkten. Es ist wichtig, dass Unternehmen transparent und ehrlich mit ihren Kunden kommunizieren und sich an die zugesicherten Qualitätsmerkmale halten. Nur so können Vertrauen und Loyalität aufgebaut werden.

DER BLICK HINTER DIE KULISSEN

Vor einiger Zeit haben wir eine Untersuchung zu vielen Kosmetik-Marken durchgeführt, die schockierende Ergebnisse zutage brachte. 

Der Grund für die Untersuchung war, dass einige Kundinnen unerwünschte Nebenwirkungen und Reaktionen bei der Verwendung vermeintlich natürlicher Kosmetikprodukte hatten und dann bei der Reklamation auf Überraschungen stießen. Viele der Marken werben mit Begriffen wie „Rohstoffe aus ökologischem Anbau“, „bio-zertifiziert“ usw., aber man findet kein Zertifikat auf der Website des Online-Shops. Auf konkrete Nachfragen erhält man entweder keine Antwort oder die Antwort besagt, dass das Zertifikat auf den Rohstoff bezogen sei und dass der Händler der Rohstoffe es habe. Dieses Problem gibt es leider schon seit einiger Zeit und es ist den Verbraucherzentralen bekannt. Die üblichen Auswertungen zu einem Produkt, mit dem viele werben zum Beispiel vom Labor AgroLab, sind lediglich Untersuchungen auf eine Schadstoffbelastung. Das kann jeder in Auftrag geben, die Analysekosten sind recht gering und sagen nichts über die tatsächliche Qualität aus, noch dass der Einsender der Hersteller ist.

Bei unserer Recherche hat uns besonders schockiert, dass die meisten Marken, die den Anschein erwecken, deutsche Manufakturen oder von Frauen geführte Start-ups zu sein, dies in Wirklichkeit nicht sind. Tatsächlich handelt es sich bei 95 % dieser Unternehmen um reine Vermarkter

Was heisst es im Klartext: Sie besitzen keine Warenlager, produzieren nichts und haben keine eigene Produktionsstätte oder Angestellte. Stattdessen beauftragen sie Freelancer, um Inhalte für Social Media zu erstellen. Sie nutzen das sogenannte White-Label-System, bei dem große Produktionsfirmen Produkte ohne Etikett in überschaubaren Stückzahlen anbieten. Der Kunde entwirft dann sein eigenes Etikett mit eigenem Logo und Namen. Der einzige kleine Hinweis darauf, dass das Unternehmen das Produkt nicht selbst hergestellt hat, ist das Label „Hergestellt für“ oder „Produziert für“ in Verbindung mit dem Namen der Firma. Daher ist es wichtig, beim Kauf von Beautyprodukten auf das Etikett zu achten. Es ist legal und akzeptabel, wenn man einen Brand kreiert und Produkte fremder Hersteller vermarktet. Doch es ist nicht in Ordnung, die Kundin zu täuschen und sie glauben zu lassen, dass man der tatsächliche Hersteller ist. Während unserer fortlaufenden Recherche haben wir uns das Impressum der betroffenen Marken genauer angesehen und waren überrascht. In den meisten Fällen stimmten die angeblichen Unternehmerinnen auf Instagram nicht mit den Geschäftsführern und Verantwortlichen der Firmen überein. Bei genauerer Überprüfung des Handelsregisters stellten wir fest, dass in den meisten Fällen keine Unternehmerinnen als Geschäftsführer der betreffenden Kosmetikmarken eingetragen waren. Stattdessen fanden wir Geschäftsführer mit zweifelhaften Geschäftsinteressen, die in mehreren Firmen gleichzeitig tätig waren, darunter Immobilien, Trading, Bekleidungshandel, Medien, Werbung, Marketing, Import-Export, Arbeitsvermittlung, Holding und Management. Der im Handelsregister angegebene Unternehmenszweck mancher Kosmetikmarken überraschte uns ebenfalls: Dort war oft nur von „Handel mit Waren verschiedener Art“ die Rede, insbesondere von Elektronik, Technik und Büroausstattung. Kosmetik und Naturprodukte schienen nur eine wenigen Ausnahmen eine Randnotiz zu sein. Es stellte sich heraus, dass eine andere Marke ihren Firmensitz bei einem Anwalt auf Malta hatte. Malta ist ein beliebtes Land, da es von Europa aus keinen Zugriff auf Pfändungen bei Schadensersatzansprüchen gibt und die Gründungskosten einer Kapitalgesellschaft gering sind. Diese Umstände sind keine guten Voraussetzungen, um das Vertrauen und die Glaubwürdigkeit bei den Verbraucherinnen aufzubauen. Da jedoch anscheinend die wenigsten Verbraucherinnen sich die Zeit nehmen, um herauszufinden, wer sich eigentlich hinter den schicken Marken verbirgt, kommt das böse Erwachen meist erst, wenn man ein Produkt reklamiert.

WAS DU TUN KANNST

Da wird jedem klar, dass das Verantwortungsbewusstsein, das Risikopotential, das monetäre Investment und Commitment eines echten Unternehmens, das selbst produziert und haftet, nicht ansatzweise mit einem reinen Vermarkter zu vergleichen ist. Die Entscheidung, ein Unternehmen zu gründen, ist oft eine Lebensentscheidung. Einen fancy brand zu kreieren, bei dem fremd hergestellte Produkte beworben und vermarktet werden, ist ein anderes Paar Schuhe. Jetzt wirst Du dich natürlich fragen, wie soll ich hier die Guten von den Blendern unterscheiden?

 

Folgende Möglichkeiten gibt es, um aktiv zu verstehen, mit wem und welcher Firmenphilosophie wir es zu tun haben: 

 

  • Frage direkt auf dem Instagram Account nach, wo sich die Produktionsstätte befindet.
  • Frage nach einem Einblick hinter die Kulissen, um Bilder oder Videos der Produktion zu sehen. Ein echtes Startup oder eine echte Unternehmerin wird dies mit Stolz zeigen und ihre Kunden daran teilhaben lassen.
  • Schau dir das Impressum an, um herauszufinden, wer der Geschäftsführer ist, wo die Firma registriert ist und welchen Geschäftszweck sie hat. Diese Angaben sind kostenlos einsehbar.

KENNST DU CLAUS HIPP NOCH?

Ich erinnere mich gern an eine alte Werbung für Babynahrung: Claus Hipp, der Hersteller und Eigentümer der Firma Hipp, sagte in seiner Werbung immer den Satz „Und dafür stehe ich mit meinem Namen“. Damit drückte er aus, dass er persönlich für die Qualität seiner Produkte einsteht und jegliche Gewährleistung übernimmt. Er versteckte sich nicht hinter Firmenstrukturen und übernahm Verantwortung, weil er zu 100% hinter seiner Marke und seiner Vision stand. Heute sieht man seine Sohn und Nachfolger in diesem Werbespot. Hipp ist ein gutes Beispiel, wie man natürlich und transparent Firmenstrukturen und Verantwortlichkeiten transparent kommuniziert und so natürlich Vertrauen schafft. Ich persönlich wünsche mir, wir hätten in der Beauty Industrie viele Claus Hipp.

 

Es ist dennoch ermutigend zu wissen, dass es immer noch Unternehmen gibt, die sich für Verantwortungsbewusstsein und Nachhaltigkeit einsetzen. Es gibt auch junge Start-ups, die mutig genug sind, an sich und ihre Produkte zu glauben und sich auf den Weg machen. Indem wir als Verbraucherinnen etwas kritischer und bewusster bei der Wahl unserer Produkte sind und Marken mit echten Lebensgeschichten unterstützen, können wir dazu beitragen, die Spreu vom Weizen zu trennen und den Markt durch unsere Kaufentscheidungen mitzugestalten. Im digitalen Zeitalter haben wir als Verbraucherinnen Zugang zu einer Fülle von Informationen und können uns schnell und einfach über Marken und Produkte informieren. Social Media spielt dabei eine wichtige Rolle, da viele Unternehmen ihre Produkte und Marken auf Plattformen wie Instagram und TikTok bewerben. Um bewusste Brands auf Social Media auszuwählen und mehr zu hinterfragen, sollten Kundinnen sich nicht nur von schönen Bildern und Influencer-Posts leiten lassen. Es ist wichtig, sich Zeit zu nehmen, um das Unternehmen hinter der Marke kennenzulernen, den Geschäftsführer zu überprüfen und sich über die Produktionsprozesse zu informieren. Fragen stellen ist auch ein wichtiger Schritt, um mehr über die Marke und ihre Werte zu erfahren. Kommentare unter Posts oder eine direktNachricht an die Marke können eine Möglichkeit sein, um mehr über das Unternehmen zu erfahren. Ein weiterer wichtiger Faktor bei der Auswahl von Brands ist Nachhaltigkeit und Verantwortungsbewusstsein. Wir sollten uns über die Nachhaltigkeitsinitiativen und -praktiken des Unternehmens informieren und nach Produkten suchen, die unter fairen Arbeitsbedingungen hergestellt wurden.

WIE DU DEN MARKT BESTIMMST

Es gibt nur einen, der die Macht hat, alle zu feuern, vom CEO zum Manager bis zur Putzfrau – und das ist die Kundin, die bewusst ihr Geld woanders ausgibt. Indem wir als Konsumentinnen kritischer und informierter Produkte auswählen und hinterfragen, tragen wir dazu bei, den Markt mitzubestimmen und Unternehmen dazu zu bringen, sich auf Nachhaltigkeit und Verantwortungsbewusstsein zu fokussieren. Letztendlich haben wir als Kundinnen die Macht, zu entscheiden, welche Unternehmen und Marken wir unterstützen möchten und welche nicht. Also Mädels, nutzt eure Macht weise !

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Jan 2023 // Lifestyle 

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© Dr.Helena Wehner